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Pressemeldung
Aussizeit 2003 / 2004

Es hat nicht wirklich lange gedauert, bis wir wieder vom Fernweh gepackt wurden und unsere Reisewahl auf Australien fiel.
Über Silvester wollten wir mit Carmen und Mathias in Melbourne sein, danach mit der Fähre „Sprit of Tasmania“ übersetzen um anschließend einen 80 Kilometer langen Fußmarsch durch die wunderschöne, abwechslungsreiche und bizarre Landschaft der Cradle Mountains zu unternehmen.

Die Überfahrt lief problemlos, morgens um kurz nach 6.00 Uhr landeten wir an und konnten recht schnell den Bus in die nächste Hafenstadt erreichen. Keine Stunde später hatten wir die Tickets für den Bus in die Cradle Mountains. Der wiederum fuhr keine Stunde später schon nach dorthin ab.

Bis dahin hieß es: den kompletten Proviant und die Ausstattung für die nächsten 6 Tage einzukaufen: IMPROVISATION PUR.
Zudem musste das Gepäck so reduziert werden, dass man es für diese kommenden Tage bergauf, bergab, über Hügel, durch Matsch, Regenwälder, Hochebenen und in steilen Stiegen tragen konnte, ohne darunter zu zerbrechen oder schlapp zu machen.

Die Stunde war schnell verstrichen und wir saßen mit gut einem gutem Dutzend weiterer Wanderer im Bus ins Gebirge.

Dort am späten Vormittag angekommen standen wir vor der Wahl: noch eine Übernachtung vor Ort oder gleich loslaufen: die Wahl fiel auf Zweiteres; schnell Kartenmaterial, Mückenspray und Anzünder im Camp eingekauft und keine 5 Stunden nach unserer Ankunft auf Tasmanien standen wir schon in den Startlöchern für unseren Wandertrip.

Die Wolken hingen tief und die Sonne hatte keine Chance durchzudringen als wir die ersten Kilometer durch die Wildnis zurücklegten. Gleich zu Beginn kamen einige Steilstücke die ein Vorgeschmack auf die nächsten Tage werden sollten.

Von einfacher Wanderung war nichts zu spüren. Die Wege teilweise zwar befestigt doch in einer Landschaft die alles zwischen Wandern und Klettern abverlangte. Dafür war diese wunderbar beeindruckend.

Den Marsch in 5 Tagestouren eingeteilt, kamen wir am ersten Spätnachmittag in der ersten Hütte an. Alle aus Holz, robust und mit beeindruckender Grobheit gebaut gab es noch ein Plätzchen für uns auf dem Dachboden. Der Komfort bestand aus einer indoor Feuerstelle im Erdgeschoss, die von allen geteilt wurde und der Möglichkeit die Fenster bei Nacht zu schließen. Ansonsten gab es eine Liegefläche für alle (in dieser Nacht waren es ca. 15) Besucher, und eine bei jeder kleinsten Bewegung knarrende Treppe - die Ankunft und Abreise eines Jeden lautstark verkündete.

Das Böse in der Wildnis lauerte verborgen im Schönen. Direkt hinter der Hütte gab es ein kleines Wäldchen, pittoresk und träumerisch könnte es beschrieben werden. Leider hatte Till die kleinen Blutegel, die sich an seinen Schuhen festgesaugt hatten erst bemerkt, als er wieder zurück im Schlafraum war und diese Würmchen sich an Schuhen und Hose hochangelten, um an etwas Essbares zu gelangen.

Die Nacht war frisch aber der Schlafsack hielt warm. Das morgendliche Frühstück bestand aus löslichem Kaffeepulver in heißem Wasser und trocken Brot mit Marmelade. Die Mahlzeiten waren nach einigen Tagen auch nicht mehr wirklich prickelnd, die Auswahl wurde immer geringer und Tütensuppen und Tütenpasta hingen uns irgendwann zum Hals raus.

Dafür entschädigte an jedem neuen Tag wiederum die beeindruckende Landschaft mit Ihren facettenreichen Variationen. Langgezogene Tiefebenen folgten auf fast schon alpine Landschaften. In der Mitte unserer Wanderung bestiegen wir den höchsten Berg Tasmaniens, den Mount Ossa (1617m), dessen schneebedeckte Grate für unsere Wanderschuhe und Kleidung herausfordernd waren. Nur Carmen und Mathias kamen bis zum Gipfel.

Die Abende waren ausgefüllt mit dem Erzählen der immer gleichen Geschichte an verschiedene Mit- oder Entgegenreisende. Wer wie lange von wo nach wohin schon unterwegs ist und natürlich gab es auch Tipps für den Fortgang der Route oder den besten Weg zu den wasserreichsten Wasserfällen. Einige der Hütten hatten Zimmer und Holzbetten, auf denen man getrennt schlafen konnte – ein Idealfall. Die meisten aber hatten eine ebene Fläche, auf der man nebeneinander liegend die Schlafsäcke ausrollte und nur hoffen konnte, dass der Nebenmann oder die Nebenfrau einigermaßen passabel roch und nicht zu laut schnarchte in der Nacht.

Nach vier Übernachtungen gab es so was wie eine kleine Meuterei. Die Nacht war unangenehm kalt gewesen und der Qualm der Feuerstelle hatte die Schlafplätze die halbe Nacht über in Nebel gehüllt.
Am Morgen gab es Nieselregen und auch das frühstückende Känguru vor dem Eingang konnte nicht über eine gewisse „Sättigung“ an Outdoorerlebnissen hinwegtäuschen.

So beschlossen Stephan und Till die beiden letzten Etappen bis zum rettenden Bootssteg und der allerletzten Fahrt über den tiefblauen Bergsee zurück in die Zivilisation in einem Marsch zu bewältigen. Die Strecke betrug ca. 20 km, die Uhrzeit für die letzte Überfahrt der Fähre waren nicht bekannt. Aber die Aussicht auf ein warmes, echtes Bett und noch besser auf ein echtes, warmes Essen, das weder aus Dose noch aus Tüte kam spornte zusätzlich an.

Die Sonne kam ab und zu durch die dichten Wipfel der subtropischen Bewaldung. Auf dem Weg wurden nur zwei kurze Pausen eingelegt: eine um zu trinken und eine um dem recht selten sichtbaren Schnabeligel per Kamera und Laufschritt ins Dickicht zu folgen. - Er war schneller!

Keine fünf Minuten, nachdem wir am Anlegesteg angekommen waren kam auch schon die letzte Fähre des Tages - um 14.30 Uhr nachmittags. Bei der Überfahrt konnte man auf das massive und nur scheinbar undurchdringliche Gebirge der Cradle Mountains zurückblicken.

Unser Entschluss war Gold wert. Nicht nur, dass der Burger sensationell schmeckte, auch die Betten waren weich und komfortabel. Stephan schätzte das Bier doppelt.
Da es im Lager nur noch ein 4-Bett-Zimmer gab, hatten wir keine Chance dem lautesten Schnarcher südlich des Äquators zu entkommen. Seine Frau versuchte ihn während der gesamten Nacht durch Klapse, Tritte und Rufe zum Schweigen zu bringen, doch während dieser Nacht sägte dieser Mann wirklich den gesamten umliegenden Wald ab. J

Beim Frühstück am kommenden Morgen trafen dann auch Carmen und Mathias mit der ersten Fähre des Tages ein.

Und wiederum einen Tag später wurde die Route aufgrund heftiger Schneefälle vorübergehend gesperrt. Wir hatten Glück, denn im Laufe der letzten 2-3 Jahre hat dieser Walk so viele Besucher angezogen, dass man hier zwischenzeitlich nur noch mit Voranmeldung und Genehmigung wandern kann.

Anschließend fuhren wir zur Erholung in Tasmaniens Hauptstadt Hobart, wo wir Carmen auf Ihrer 14-Monats-Welt-Tour zurückließen, um mit Mathias nach Melbourne zu fliegen und ihn dort zu verabschieden. Nach 4 Stunden Flughafenaufenthalt ging es zum Abschluss der vier Wochen nach Perth. Unserer Lieblingsstadt, down under.

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